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Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux


Jeder Fotograf weiß um die Notwendigkeit, zur Bildbearbeitung einen kalibrierten Monitor zu verwenden. Nur so lassen sich die Fotos farbgetreu bearbeiten. Ich beschreibe hier die Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux. Genau gesagt verwende ich hier Ubuntu 16.04 LTS und einen Spyder4 Elite von Datacolor in Verbindung mit einem iMac. Obgleich bereits ein älteres Modell (Baujahr 2013), lief dieser Rechner bis vor Kurzem unter macOS 10.13 High Sierra.

iMac-Systeminfo
iMac-Systeminfo

Da ich einen Rechner brauchte, mit dem ich Linux-Schulungen vorbereiten und als Screencast aufnehmen kann, musste macOS weichen und Ubuntu 16.04 LTS Platz machen. Dennoch wollte ich den Rechner weiterhin für Bildbearbeitungen nutzen. Das Display des iMac ist wirklich Spitze. Also musste es kalibriert werden. – Manch einer glaubt, Apple-Rechner wären von Werk aus korrekt eingestellt. Das ist natürlich Quatsch. Zwar haben alle Apple-Displays, ob iMac oder MacBook, von Hause aus bereits gute Farbdarstellung, farbgetreu ist sie jedoch nicht. Apple-Rechner beziehungsweise Monitore müssen ebenso kalibriert werden, wie die Produkte anderer Hersteller auch.

Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux

Jetzt ist es so, dass die Hersteller ihrer Kalibrierungshardware Treiber und Software beifügen. Das gilt sowohl für Microsoft Windows als auch macOS. Für Linux gilt das nicht. So ist es auch bei Datacolor. Um also eine Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux auszuführen, muss man auf andere Software zurückgreifen. Für den Spyder4 Elite, den ich mein Eigen nenne, ist das jedoch kein Problem. Welche Software benötigt wird und wie man sie verwendet, berichte ich hier.

Benötigte Software

In den Repositories von Ubuntu findet sich das Paket argyll. Wie der Dokumentation auf der Argyll-Homepage entnommen werden kann, wird der Datacolor Spyder4 unterstützt. In der aktuellen Version 1.9.2 wird sogar der neue Spyder5 unterstützt. In Ubuntu ist lediglich die Version 1.8.3 vorhanden. Die ist für meinen Spyder4 aber vollkommen ausreichend. Neben dem argyll-Paket finden sich weitere hilfreiche Pakete in den Repositories. dispcalgui ist ein grafisches Programm für die Kalibrierung und Kontrolle des Bildschirms.

Andere Linux-Distributionen enthalten die Software ebenfalls. Ansonsten kann sie auch von der Argyll-Homepage heruntergeladen werden. Dort findet sich auch die zugehörige Dokumentation zu den im Paket enthaltenen Programmen.

Unter Ubuntu wird die Software in der allseits bekannten Art und Weise installiert:

Eventuelle Abhängigkeiten werden automatisch aufgelöst und nötigenfalls mit installiert.

Firmware installieren

Vor der eigentlichen Kalibrierung sollte darauf geachtet werden, dass der Monitor warm gelaufen ist und das Umgebungslicht passt. Neutrales, nicht farbiges Licht ist zu empfehlen.

Die Firmware des Datacolor Spyders ist nicht in die Hardware integriert, sie muss erst geladen werden. Damit das funktioniert, wird die Installations-CDROM benötigt. Unter Ubuntu wird diese beim Einlegen automatisch eingebunden. Allerdings erwartet oeminst, das Programm zum Auslesen der Firmwaredaten, die CDROM unter dem Mountpoint /cdrom. Man muss den Datenträger also aushängen und als Administrator wieder einhängen:

Dabei ist /dev/sr0 das entsprechende Device, in dem der Datenträger liegt. Das kann sich je nach System unterscheiden.

Sodann kann die Firmware ausgelesen werden:

Monitor kalibrieren

Die eigentliche Kalibrierung, das heißt das Messen und Berechnen des Monitorprofils, startet dann mit:

Das l steht dabei für ein LCD-Display. Wer einen CRT-Monitor besitzt, ersetzt es durch c. Das h bedeutet: hohe Qualität. Voreingestellt ist m für mittlere Qualität. Ich habe mich für eine hohe Qualität entschieden. Der Nachteil dabei: Der Kalibrierungsvorgang dauert sehr lange. – Also: Geduld und eine frische Kanne Kaffee sind Mindestanforderungen, den Kalibrierungsvorgang zu überstehen.

Als erstes zeigt sich ein einfaches Menü. Es empfiehlt sich, alle Messungen durchzuführen. Auch das Umgebungslicht sollte gemessen werden, bevor man fortfährt. – Im Grunde ist das Ganze selbsterklärend.

Ist das geschehen, geht es weiter mit:

Danach erfolgt das Erstellen des ICC-Profils für den Monitor:

Bildschirmprofil zuweisen

Am Ende muss das Profil nur noch in den entsprechenden Systemordner kopiert werden:

Nun kann es über die Systemeinstellungen/Farbe, wie es bei Ubuntu heißt, eingebunden werden.

Profil zuweisen
Profil zuweisen

Bei der Zuweisung wird das Profil sofort aktiv. Die Farben ändern sich sofort. Sie werden deutlich satter. Der übliche Blaustich, der LCD-Monitore auszeichnet, verschwindet. Beim iMac ist dieser Blaustich zwar deutlich weniger extrem als bei vielen anderen Monitoren, die kalibrierte Darstellung ist aber dennoch bei Weitem besser als im unkalibrierten Zustand.

Mit dispcalgui, welches sich aus dem Starter mit DisplayCAL aufrufen lässt, kann das Ergebnis der Bemühungen sehr schön verdeutlicht werden.

Monitorfarbraum in 2D
Monitorfarbraum in 2D

Sehr gut ist die sRGB-Referenzkurve zu erkennen, die innerhalb der gemessenen Farbkurve, dem Farbumfang des Monitors liegt. Das macht deutlich, warum iMacs so gut für die Bildbearbeitung geeignet sind. Der Farbumfang des Monitors ist größer als der sRGB-Farbraum. Man kann also wirklich alle Farben auf dem Bildschirm sauber sehen. Besser sind nur wesentlich teurere Monitore, die den AdobeRGB-Farbraum unterstützen. Sie können noch mehr Farben darstellen. Für den normalen Hobby-Fotografen ist der Farbraum des iMacs aber absolut ausreichend. – Ich bin mit meinen Kalibrierungsergebnis jedenfalls zufrieden.

GIMP und andere Programme

Nur weil das Betriebssystem jetzt in Bezug auf die Farbigkeit korrekt eingestellt ist, gilt das noch nicht für alle bildverarbeitenden Programme. So muss das Bildschirmprofil in GIMP explizit in den Einstellungen unter dem Punkt Farbverwaltung angegeben werden. Ebenso sollte dort sRGB als bevorzugtes RGB-Profil angegeben werden. Für perfekte Ausdrucke, die farbgetreu sind, sind an dieser Stelle auch die Druckerprofile zu hinterlegen. Dafür muss dieser freilich ebenfalls kalibriert werden. Am einfachsten geht das über entsprechende Dienstleister. Diese senden einem eine oder mehrere Dateien zu, die man ausdruckt. Die Ausdrucke werden an den Dienstleister zurückgesendet. Der erstellt dann für die verwendete Kombination aus Drucker, Tinte und Papier ein entsprechendes Profil.

Auch der Firefox beherrscht farbechte Darstellungen, wenn er auf Bilder trifft, die über ein eingebettetes Farbprofil verfügen. Dazu muss er lediglich durch ein entsprechenden Addon aufgerüstet werden. Das Plugin Color Management von Seán Hayes leistet das beispielsweise.

Fazit

Die Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux  ist kein Hexenwerk. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden und freue mich, den Farbumfang meines iMacs auch unter Linux vollumfänglich nutzen zu können.

Auch Gimp spielt mit, nutzt die firsch durchgeführte Kalibrierung für eine farbrichtige Darstellung. Jetzt fehlen nur noch die so beliebten Nik-Filter, wie sie unter Microsoft Windows oder macOS eingesetzt werden. Auch sie lassen sich in Gimp integrieren. Wie das geht, beschreibe ich in diesem Artikel.

Karsten Brodmann

Karsten Brodmann

Karsten Brodmann hat an der Universität Osnabrück BWL/Wirtschaftsinformatik studiert. Er hat viele Jahre in der IT gearbeitet und dort Web- und Datenbankanwendungen entwickelt. Seit Gründung der Punkt-Akademie veröffentlicht Karsten Brodmann auch Schulungsvideos zur Datenbankentwicklung, Unix und Programmierung bei Udemy. In seiner Freizeit fotografiert Karsten Brodmann gerne. Seit vielen Jahren fotografiert er analog und digital. Dabei behält er jeweils den gesamten Workflow in der eigenen Hand, von der Aufnahme über die Dunkelkammer oder auch den Scanner sowie die Bildbearbeitung und den Ausdruck am PC.

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11 Kommentare zu “Monitorkalibrierung mit dem Datacolor Spyder unter Linux

  1. Danke für diese Anleitung!

    Zum Ausführen von discal und disread musste ich bei Ubuntu 17.10.1 zunächst folgendes ausführen:
    xhost si:localuser:root

    Das Extrahieren der Firmware aus dem Setup-Programm für Windows funktioniert auch, wenn die CD nicht auffindbar ist.
    Ich habe eine neuere Version des Setup hier heruntergeladen http://support.datacolor.com/index.php?/Knowledgebase/List/Index/96/display-calibration

    Da oeminst das Setup unter einem festen Pfad sucht, muss man hier folgendes tun:
    sudo mkdir /cdrom/Data
    sudo cp /home/sascha/Downloads/Spyder4Elite_4.5.9_Setup.exe /cdrom/Data/setup.exe

    Damit extrahiert
    sudo oeminst -v
    dann die Firmware aus dieser Datei.
    Danach können Datei und Verzeichnis natürlich wieder gelöscht werden.

    Viele Grüße
    Sascha

    1. Guter Hinweis, Sascha,

      oeminst mit einem temporären Verzeichnis zu überlisten. So braucht man nicht erst eine CDROM zu brennen, um die aktuelle Firmware zu installieren. – TOLL

      Danke für Deinen Kommentar!

      Alles Gute
      Karsten

  2. Toller Beitrag!
    Eine Frage bleibt für mich offen. Was mache ich mit einem Hardware kalibrierten Monitor (BenQ SW2700PT)?
    So wie ich es in Displaycal sehe, kann ich die Korrektur nicht in die Hardware des Monitors schreiben, welches ich zB mit Palette Master Elements kann. Dieses mitgelieferte Software kann direkt in die Hardware schreiben, jedoch nur unter Windows. Unter Windows ein tolles Bild unter Linux zum davon laufen, viel zu dunkel und rotstichig.

    1. Tja, das sieht dann wohl übel aus. Wenn der Hersteller keine passende Software liefert, ist es Essig. Bei der hier beschriebenen Kalibrierung wird ja die Grafikkarte in ihrem Verhalten modifiziert. „Wehrt sich“ Dein Monitor dagegen, wenn er korrigierte Daten von der Grafikkarte bekommt?

      1. Er wehrt sich nicht, denn ich habe 2 Menüpunkte in denen ich benutzerdefinierte Einstellungen hinterlegen kann. Das heißt am Anfang in diesem Menü den Farb und Helligkeitsabgleich machen und am ende das icc Profil im System hinterlegen. Dann muss ich jedoch jedem Program (Darktable, Gimp) dieses Profil zuordnen. In Windows brauche ich das nicht. Da ist das im Monitor hinterlegte Profil „dominant“

        1. Also ist das Unterfangen zwar nicht schön und elegant, aber dennoch möglich. – Wie sieht es denn aus, wenn Du den Monitor unangetastet lässt und ihn so kalibrierst, wie ich das in meinem Beitrag getan habe? Dann verwendest Du für Linux eben nicht dessen Kalibrierung und hast dennoch ein tolles Bild. Geht das nicht auch?

  3. Das geht nicht ganz. Displaycal verlangt ja am Anfang, das man die RGB und Helligkeit einstellt. Hierzu muss ich beim monitor in „Benutzerdefiniert“ Einstellungen vornehmen und abspeichern. Wenn ich dann am Ende das Profil im System hinterlege sind die Farben gut. Bei Ausgabe in JPG jedoch total ungesättigt. Meine derzeitige Lösung: Vor der Ausgabe den Bildschirm Modus auf sRGB und die Sättigung korrigieren. Eine umständliche Prozedur und nicht zufrieden stellend.

    1. Das kapiere ich jetzt nicht ganz. Eine Ausgabe in eine Bilddatei ist doch unabhängig vom Monitorprofil. Ich habe z.B. bei GIMP ein sRGB-Profil für die RGB-Einstellung hinterlegt. Das Monitorprofil kann explizit angegeben oder auch automatisch geladen/genutzt werden. Bei farbkorrigierter Arbeitsweise funktioniert dann alles Bestens. Es wird zwischen den Profilen hin- und heugerechnet, um die jeweils korrekte Darstellung zu erlangen. Auch Screenshots werden so in voller Farbenpracht in JPG & Co. gespeichert.

  4. Hallo Karsten
    Ich habe mich früher bereits an dich gewandt, wegen des Umbaus eines iMac auf Linux-Mint. Das funktioniert mittlerweile bestens, vielen Dank.
    Ich habe ja auch einen „alten“ Spyder Color 4 Elite und natürlich von diesem auch die CD, aber nur ein Apple Laufwerk, das Mint nicht erkennen will. Kann ich nun den Inhalt der CD auf einen Stick laden und so in Linux installieren, oder muss ich mir ein Laufwerk beschaffen, das von Linux gelesen werden kann?

    1. Nun ja, lieber Peter. Wenn Du eine Chance hast, die Dateien von der CD irgendwie in ein Verzeichnis zu kopieren, nennen wir es isodateien, dann kannst Du daraus ein ISO-Image basteln und dieses wie eine CD mounten.

      Also Annahme: Alle Dateien seien in ein Verzeichnis ./isodateien kopiert worden.

      Dann erstellt mkisofs -o meiniso.iso ./isodateien ein ISO-Image names meiniso.iso.

      Dieses Image kannst Du nun mounten: sudo mount -o loop meiniso.iso ~/iso-mount

      Das Verzeichnis iso-mount in Deinem Heimatverzeichnis muss natürlich vorher angelegt worden sein.

      Das Image kann dabei auch auf einem USB-Stick liegen, wenn der in Dein Dateisystem eingebunden ist. Auch können die Dateien darauf befindlich sein, um sie von dort aus in ein ISO-Image zu integrieren – vollkommen egal.

      Die große Frage, die ich mir jedoch stelle: Wenn Du Deine CD gar nicht lesen kannst, wie willst Du die Daten davon auf einen Stick kopieren? Das geht doch nur, wenn Du noch einen Rechner hast, der mit dem Laufwerk umgehen kann. Wenn so eine Kiste vorhanden ist, dann ist das Ganze kein Problem (siehe oben).

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